Vortrag und Diskussion: Nach Hause kommen. Nachbarschaften als Gemeingüter. Mit Fred Frohofer von „Neustart Schweiz“ aus Zürich

Mittwoch, 11. Oktober 2017, 19 Uhr
Eberhardsgemeinde, Eugenstr. 21,
Südstadt Tübingen

„Wenn wir in klug vernetzten Nachbarschaften von etwa 500 Be­wohnerinnen und Bewohnern zusammen haushalten, ist eine Res­sourcen schonende Lebensweise ohne Verlust an Lebensqualität möglich. Der Zusammenschluss innerhalb von Quartieren macht überdies viele Dienstleistungen und Einrichtungen auch für Men­schen mit kleinem Einkommen erschwinglich. Eine typische Neu­start­Nachbarschaft hat eine eigene Versorgung mit in der näheren Umgebung erzeugten Lebensmitteln, ein großes Lebensmitteldepot (Lebensmittel zum Einstandspreis), eine Großküche, Restaurants (mit Take­Away), Bars, Bibliothek, Secondhand­Depot, Reparatur­service, Wäscherei, Gästehaus, Bad, Geräteverleih, Kinderparadies usw.“
So beschreibt es Fred Frohofer als Mitautor des Buches „Nach Hause kommen“ https://neustartschweiz.ch/nach­hause­kommen/

Tübingen ächzt unter Wohnungsnot und galoppierenden Miet­preisen. Die bisher propagierten und verfolgten Mittel zur Linde­rung des Problems (Neubauviertel nach dem Tübinger Modell, Mietpreisbremse, Leerstands­ und Zweckentfremdungsverbot) bringen unterm Strich keine Besserung.

Nun hat die Stadt Tübingen ein kleines Entwicklungsgebiet am He­chinger Eck (zwischen Loretto­Viertel und Heinlenstraße) zum Mo­dellquartier für Bauvorhaben ausgeschrieben, die Ideen für bezahlbares Bauen und Wohnen umsetzen wollen. Wie in Tübingen
üblich, können sich verschiedene Bauträger mit ihren Ideen auf einen Anteil an der ausgeschriebenen Fläche bewerben.

Mit einem Modellprojekt lässt sich die Misere am Wohnungsmarkt selbstredend nicht beheben, egal wie ambitioniert und nachahmens­wert dort geplant und gebaut werden sollte. Im Rahmen eines Mo­dellprojektes wäre es aber möglich, eine gesellschaftliche Suchbewegung einzuleiten, also nicht in erster Linie mehr vom Gleichen in etwas abgewandelter Form, sondern tatsächlich neue Wege zu suchen und zu beschreiten.

Unter dem Dach „Neustart Schweiz“ ( www.neustart­schweiz.ch/idee/ ) werden seit einigen Jahren neue Wege des Pla­nens und Schaffens von Wohnraum entwickelt und im Rahmen von konkreten Projekten in verschiedenen Schweizer Städten auch umgesetzt. Im Zentrum steht dabei, Nachbarschaften als Gemein­güter („Commons“) zu organisieren.

Diese Nachbarschaften umfassen idealerweise Wohnraum für ca. 500 Personen (was im Hechinger Eck auch grob geplant ist) und enthalten bereits viele Einrichtungen für ein gutes Leben: Woh­nungen für unterschiedliche Lebensformen und Anforderungen, auch Cluster­Wohnungen und Gästewohnung, Bar/Restaurant/Lounge, LebensmittelCoop, Wäscherei, Reparatur­ betriebe, Bibliothek, Mediathek, Kindereinrichtungen ­ und sie sind
mit einer Landwirtschaft verbunden.

Damit stellen sie bezahlbaren und ökologisch nachhaltigen Wohn­raum sowie Versorgung mit Lebensmitteln und Dienstleistungen zur Verfügung, verwaltet durch einen gemeinnützig­-genossen­schaftlich und demokratisch organisierten Träger.

Wie das geht und was das Konzept von „Neustart Schweiz“ noch alles beinhaltet, wird Fred Frohofer berichten, der auch Mitautor des lesenswerten Buches „Nach Hause kommen“ ist. So viel sei schon verraten: Es beinhaltet keine Aussteiger­ oder Wolken kuckucksheim­Phantasien, sondern Real­Utopien im besten Sinne!

Anschließend an die Vorstellung der „Nachbarschaften als Ge­meingüter“ wollen wir darüber diskutieren, ob und ggf. wie das Konzept bzw. Teile des Konzeptes auf das Hechinger Eck oder auch die Tübinger Weststadt zu übertragen wären.

Es laden ein:
Interventionistische Linke (IL) Tübingen, https://il-tue.mtmedia.org/
Mietshäuser Syndikat, http://www.syndikat-tuebingen.de/mhstue/index.php?id=23
nestbau AG, http://www.nestbau-ag.de/
Rosa Luxemburg Stiftung Baden-Württemberg, http://www.bw.rosalux.de/