Platz da – Für eine Care Ökonomie, die Gutes Leben in den Mittelpunkt stellt!
Viele Menschen geraten derzeit beim Versuch, gut für sich und andere zu sorgen an die Grenzen ihrer Kräfte. Was als individuelles Versagen gegenüber den alltäglichen Anforderungen erscheint, ist jedoch Folge neoliberaler Politik und ein gesellschaftliches Problem:
Pflege und Gesundheitsversorgung dienen schon lange der Profitmaximierung und werden daher auf das Individuum abgewälzt. Arbeitsverdichtung, Dokumentationsstress, Überlastung, und Kostendruck sorgen für katastrophale Zustände – sowohl für Pflegekräfte als auch für die Patient*innen.
Im Arbeitsalltag von Pflegenden ist zum Beispiel noch möglich Kolleg*innen oder Parzinet*innen wirklich gut emotional auf zu fangen, da es ein unsichtbarer Teil der Cararbeit ist. Die Situation heute in der Pandemie zeigt den Zustand des Gesundheitswesens noch deutlicher: ein Gesundheitssystem, das weder an den Bedürfnissen der Menschen orientiert, noch bedarfsgerecht finanziert ist kann nicht funktionieren.
Die Situation macht aber auch deutlich, wie in unserer Gesellschaft Anerkennung verteilt ist. Denn nicht nur im Gesundheitssystem gibt es Carearbeit. Überall ist Carearbeit unterfinanziert, ins Ehrenamt ausgelagert, in die familiäre und zumeist weibliche Zuständigkeit verschoben. Noch dazu wird dies dann für selbstverständlich gehalten, übersehen oder gar abgewertet. Es muss ein umdenken geben. Es kann nicht sein, dass die aktuelle Verteilung von Anerkennung entlang der Ungleichheits-Achsen in dieser Gesellschaft läuft: entlang von sozialem Status, entlang von Geschlechterzuweisungen, entlang von Herkunft.
Diese verschiedenen Machtverhältnisse müssen zusammen gedacht und alle grundsätzlich in Frage gestellt werden. Dagegen helfen jedoch nicht die schon immer falschen neoliberalen Rezepte. Queerfeministische Analyen sind längt da, doch bleiben sie oft unsichbar in der öffenlichen Debatte. Aber wir brauche diese kreativen und politischen Ansätze. Gerade jetzt, während dieser Pandemie.
Um eine bedarfsgerechte Finanzierung des Sozialen möglich zu machen, müssen Prioritäten anders gesetzt und eingefordert werden. Ob das nun bedeutet, auf die Anschaffung jeglicher Militärgüter zu verzichten, für welche die Bundesregierung immer wieder hohe Milliardenbeträge einplant oder ob es bedeutet, dass die Privatisierung und damit der Abfluss von Milliarden an Gewinnen aus dem Gesundheitswesen Rückgängig gemacht wird. Möglichkeiten gäbe es viele.
Eine solche Politik entsteht jedoch nicht von allein in den Parlamenten. Systeme müssen neu gedacht werden und Privilegien müssen abgegeben werden. Sie kann nur aus dem gemeinsamen Druck der Beschäftigten, Betroffenen und der Zivilgesellschaft entstehen.
Es geht um gutes Leben für alle, solidarisch, antirassistisch und geschlechtergerecht!
Es geht um eine bedarfsgerechte Daseinsvorsorge!
Unsere volle Solidarität gehört heute vor allem den Menschen, die im Gesundheitswesen sowie in der häuslichen Pflege arbeiten und seit Jahren Entlastung, Wertschätzung und bessere Bezahlung fordern.
Wir wollen nicht länger mit erleben, wie ihre berechtigten Ansprüche und Streiks im Alltag keine oder viel zu wenig Konsequenzen haben.
Notwendig ist ein grundlegender Perspektivenwechsel – nichts weniger als eine Care-Revolution. Denn Sorgearbeit gehört in Mittelpunkt unserer Gesellschaft!