Der Himmel ist frei von den Verschmutzungen der Flugzeuge, die
Klimaziele für dieses Jahr werden höchstwahrscheinlich erreicht, Hotels
öffnen ihre Pforten für Obdachlose, Abschiebegefängnisse werden
geschlossen, Zwangsräumungen und Mieten werden ausgesetzt, solidarische
Nachbar*innenhilfen organisieren sich spontan und die Autoproduktion
wird gesundheitsorientiert neu ausgerichtet. Neben der reinen Marktlogik
konnten wir in den letzten Wochen auch immer wieder eine Logik der
Solidarität durchschimmern sehen, eine Logik, die den Schutz der
besonders Betroffenen – der Älteren und Kranken – als oberstes Ziel
einfordert und dabei auch der Sorgearbeit mehr Anerkennung zukommen
lässt. Zweifel sind auch angebracht was davon bestand haben wird, aber
die Möglichkeiten und Diskursräume haben sich geöffnet.
Unter dem Vorzeichen der fundamentalen Krise werden plötzlich
gesellschaftliche Prozesse möglich, die vorher undenkbar schienen.
Allerdings werden dabei auch dystopische Züge des Bestehenden
verschärft. Wir beobachten eine aggressive Aktualisierung des
Nationalismus, Polizeigewalt gegen Wohnungslose und politische
Versammlungen, ein bisher nicht gekanntes Sammeln und Auswerten privater
Daten, ein massiver Anstieg von häuslicher Gewalt, sowie eine sich immer
schneller drehende Armutsspirale. Viele Menschen verlieren Arbeitsplatz
und Wohnraum, tausende sterben. Am Horizont zeichnen sich die Umrisse
der drohenden Austeritätspolitik ab, welche die Klimakrise und soziale
Krisen weiter verschärfen wird.
Wir stehen mit der aktuellen gesellschaftlichen Situation an einer
Weggabelung: „weiter so“, Dystopie oder Utopie?
Denn Krisenzeiten sind Momente der Offenheit. Wir möchten einen
utopischen Ausblick wagen und fragen, was zu tun ist, um weder „weiter
so“ zu machen noch in die düstere Dystopie, sondern in eine mögliche
Utopie zu gelangen. Eine Utopie, in der globale Solidarität und Sorge
füreinander und um die Natur, demokratische Selbst- und Mitbestimmung –
das gute Leben für alle – im Zentrum bedürfnisorientierter Politiken stehen.
Dafür kommen wir mit verschiedenen auch lokalen Initiativen und Gruppen
im Podcast „Hoffnung & Rebellion“ ins Gespräch.
Die erste Folge zum Thema Sexarbeit während der Corona-Pandemie
Darin widmen wir uns gemeinsam mit der Frauen*Gruppe Zumutung aus
Reutlingen/Tübingen dem Thema Sexarbeit während der Pandemie.
Sexarbeitende gehören zu den am stärksten von der Corona-Pandemie
betroffenen Berufsgruppen, denn es wurde für sie ein Arbeitsverbot
aufgrund des Infektionsschutzes verhängt. Ihr findet den Podcast hier:
Wir freuen uns, wenn Inhalte weiterverwendet werden und stellen den
Podcast unter die Creative Commons Lizenz CC- BY (Weiterverwenden unter
Namensnennung: https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/).